Freiwillige Feuerwehr Sassnitz Freiwillige Feuerwehr Sassnitz - gegründet 1903
   
Höhenrettung



Zum Einsatzgebiet der Freiwilligen Feuerwehr Sassnitz gehören nicht nur das Stadtgebiet und die nähere Umgebung, sondern auch der Nationalpark Jasmund mit dem Königstuhl. Hier ereignete sich 1993 der Einsatz, der letztlich zur Bildung einer Höhenrettungsgruppe führte.





Zwei junge Männer aus dem Raum Berlin versuchten, vom Strand aus den Königstuhl hinaufzuklettern. Die Sage, dass derjenige, welcher den Aufstieg schafft, zum König ernannt wird, hatte sich also bis Berlin herumgesprochen. Die beiden Männer kamen nur bis zum Übergang zur Steilwand, wo sie "stecken"blieben. Es ging nicht mehr vorwärts und nicht zurück, also "Feuerwehr hilf!". Dabei mussten wir feststellen, dass unsere Ausrüstung nicht mehr ausreichte, es galt zu improvisieren. Mit zusammengeknoteten Fangleinen seilten sich zwei Kameraden zu den hilflosen Männern ab. Da aber die Leinen nur bis zur Hälfte der Strecke reichten, musste eine Nachbarwehr alarmiert werden, die uns mit weiteren Leinen  versorgte. Bei diesem Einsatz spielte der Zeitfaktor eine große Rolle. Die psychische Anspannung bei den Rettern und Geretteten war sehr hoch, so vergingen fast zwei Stunden, bis die beiden Männer sicher und zum Glück ohne körperlichen Schaden wieder am Strand ankamen und von der Polizei freundlich empfangen wurden.






Nach diesem Einsatz kamen die verantwortlichen Leiter zu dem Entschluss, eine Spezialgruppe zu bilden. Sie nahmen zur Berufsfeuerwehr Rostock Verbindung auf. Da in Rostock eine Höhenrettungsgruppe bestand, erklärte sich deren Leiter bereit, die Höhenrettungsgruppe in Sassnitz aufzubauen. So wurden sieben Kameraden ausgesucht, die sich in der Lage sahen, bei der Höhenrettungsgruppe mitzuarbeiten. Nach dreijähriger Grundausbildung durch ausgebildete Beamte der Berufsfeuerwehr Rostock und der Zustimmung der Feuerunfallkasse hatte die Freiwillige Feuerwehr Sassnitz ab Mai 1996 eine eigene Höhenrettungsgruppe.






Die sieben Kameraden mussten Höhentauglichkeit unter Beweis stellen sowie Atemschutztauglichkeit besitzen.                           

Auf dem Programm der Grundausbildung standen neben Selbstschutzmaßnahmen vor allem bergsteigerische Tricks und Kniffe, so wurden z. B. Knoten geübt. Bei allen Übungen und Einsätzen muss der Eigensicherung die größte Beachtung geschenkt werden.
Neben Sicherheitsgurten, Sicherungs- und Abseilgeräten, Karabinern, Seilen, Schuhen und Kombis wurde auch eine Rettungswanne angeschafft. Die Gesamtkosten beliefen sich damals auf etwa 7.500,- DM. Vom Landkreis kamen Fördermittel in Höhe von 5.000,- DM, der Rest wurde von der Stadt Sassnitz übernommen.





Neben der Rettung „verhinderter Könige“ und von Wandersleuten gehört die Bergung abgestürzter Personen sowie die Unterstützung des Rettungsdienstes bei der Suche oder beim Transport von Verletzten zu den Aufgaben der Höhenrettungsgruppe.


Wenn es die Witterungsbedingungen sowie die örtlichen Verhältnisse zulassen, kommt der Seenot-Rettungskreuzer von Sassnitz zum Einsatz, um am Strand befindliche Personen abzutransportieren. Ist dies nicht möglich, bleibt nur der kraft- und personalintensive Transport über 428 Stufen hoch zum Parkplatz, wo die Person an den Rettungsdienst übergeben werden kann.

Um eine hohe Einsatzbereitschaft zu gewährleisten, ist es erforderlich die Ausbildung ständig zu verbessern. Zu den 14-tägigen Dienstabenden kommt noch die monatliche Ausbildung der Höhenrettungsgruppe dazu. Bei diesen Ausbildungen wird das Abseilen, das Bergen und der Transport von Verletzten aus großen Höhen trainiert.





Einmal im Jahr sind die Sassnitzer Höhenretter zur Weiterbildung in Rostock, um unter anderem neue Techniken zu üben, aktuelle Neuheiten zu besprechen und das Erlernte weiter zu festigen.

In regelmäßigen Abständen kommen die Rostocker Kameraden nach Sassnitz, wo gemeinsame Rettungsübungen durchgeführt werden. Hierbei übernehmen die Rostocker die „Verletztenrolle“. Um diese Übungen so reell wie möglich zu gestalten, werden Rettungsdienst, eventuell die Polizei und der Seenotrettungskreuzer "Wilhelm Kaisen" mit einbezogen.

Im September 2002 wurde erstmals der Rettungskreuzer „Arkona“ aktiv mit in die Übung eingebunden. Nach dem Absetzen des Tochter- und eines Schlauchbootes wurden zwei „Verletzte“ vom Strand abgeholt. Zum Glück hatte das Wetter mitgespielt, es gab keine größeren Wellen.




Bei diesen Übungen werden noch vorhandene Mängel aufgezeigt und das Bestehende weiter gefestigt.


Oft wird die Ausbildungszeit genutzt, Hilfe und Unterstützung zu geben. So werden bei Abseilübungen Tische, Mülltonnen, Bänke und anderer Unrat aus dem Nationalpark geborgen.





In den letzten Jahren hat sich das Einsatzvorkommen erhöht, so dass wir im Jahr zu 2 bis 3 Einsätzen gerufen werden. Unter den Einsätzen waren z. B.: Rettung eines Hundes aus der Steilwand Kap Arkona, Sicherungsmaßnahmen am Kap Arkona und in Lohme sowie Personenrettung an der Victoriasicht.

Zur Zeit sind 8 Kameraden in der Höhenrettungstruppe aktiv.